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Gibt es eine ethisch vertretbare Grenze für technologische Entwicklungen? 

 

Für mich bekommt das Thema Technologie und Ethik in den letzten Jahren eine besondere Relevanz. Arbeitet man, wie ich, in der IT-Branche, ist man umgeben von technologischem Fortschritt. Wir sehen die Neuheiten, deren Nutzen und Genialität und wie sie unseren Alltag optimieren und erleichtern.  

Doch gleichzeitig ist es beängstigend, wieviel wir für diese „Services“ von uns preisgeben, welche Daten gespeichert werden und, dass diese gefühlt in den Händen weniger Technologiegiganten liegen.  

Außerdem verändert sich unsere Arbeit durch die stetige Weiterentwicklung künstlicher Intelligenz und auf den ersten Blick sind lediglich die Punkte zu sehen, die zukünftig von Maschinen übernommen werden. Doch, welche neuen Aufgaben gibt es für die Menschen, deren Jobs sukzessive durch Maschinen übernommen werden? Inwiefern kann eine Maschine verantwortungsvolle Entscheidungen treffen? Inwieweit können Maschinen einen Service erbringen ohne in unsere ethischen Wertvorstellungen einzugreifen? 

 

Jo Hecker vom WDR wirft in einem Artikel verschiedene Fragen auf: „Soll ein Kampfroboter nur andere Kampfroboter zerstören oder soll er auch Menschen töten? Und wenn ja, wie? Erst, wenn wir solche Fragen für uns Menschen geklärt haben, können wir Regeln für Maschinen entwickeln. Das ist dann keine technische Frage, sondern eine Diskussion über unsere Werte: Was wollen wir als Menschen von Maschinen. Und was wollen wir für uns selbst?“* 

Aber machen wir nochmal einen Schritt in weniger tödliche Gefilde. Auch im geschäftlichen Alltag ist an vielen Stellen Feingefühl, Sensibilität und persönliche Erfahrung gefragt, um den gewünschten Erfolg zu haben. Ich denke, grundlegend im Zusammenhang mit Technologie ist der bewusste Umgang.  

Vielleicht ist an dieser Stelle einfach ein Wandel der Sichtweise auf Technologie notwendig? Die Maschinen wenden sich nicht gegen uns, indem sie alles besser und schneller können und in Zukunft durch künstliche Intelligenz die Menschen übertrumpfen und beherrschen werden, sondern: Maschinen werden uns und unsere Fähigkeiten zukünftig sinnvoll ergänzen. Wie beispielsweise auch der Ansatz von Ray Kurzweil zeigt, der in seinen Zukunftsprognosen vorhersagt, dass in den 2030er Jahren, das menschliche Gehirn in der Lage sein wird, sich mit einer Cloud zu verbinden, was durch winzige Nanobots in unseren DNA-Strängen ermöglicht werden könnte. Diese Erweiterung würde dann nicht nur unsere logische Intelligenz verbessern, sondern auch unsere emotionale.* 

„Was ist „Künstliche Intelligenz“?

„Künstliche Intelligenz“ ist die Nachbildung menschlichen Denkens, so der ursprüngliche Ansatz. Inzwischen ist man ernüchtert, denn die menschliche Intelligenz ist zu komplex, um sie ohne weiteres nachbilden zu können. Maschinen sind heute „Expertensysteme“, die auf riesige Mengen von Daten in gigantischen Datenbanken zugreifen und daraus blitzschnell eine Entscheidung ableiten. Und das ist der Kern: Wenn Maschinen, Computer, Roboter, selbständig Entscheidungen treffen, dann haben wir „Künstliche Intelligenz“, und dann wird es kritisch, dann müssen Regeln her.“  Quelle

Nach der industriellen Revolution, die den Menschen mehr und mehr Verantwortung abgenommen hat, gibt es jetzt eine Rückkehr zu mehr verantwortlichem Handeln. Sehr schön wird diese Entwicklung auch durch das Management-Konzept von Jos de Blok von Buurtzorg deutlich. Denn hier gibt es weder einen CFO (Chief Financial Officer – Leiter Finanzen) noch einen Head of HR (Personalchef) oder andere wichtige „Chiefs of…“ oder „Heads of…“ irgendetwas. Die Teams handeln eigenverantwortlich in selbstorganisierten Teams. Bei der Gründung eines Teams werden spezielle Methoden zur Entscheidungsfindung erlernt, die dies möglich machen.

ZU GUT, UM „NEIN“ ZU SAGEN 

Viele Errungenschaften sind einfach zu reizvoll und werden früher oder später genutzt, wenn sie einen Wert für unser Leben haben. Das soll gleichzeitig nicht heißen, unkritisch zu sein. Es ist eine wichtige menschliche Eigenschaft, Nutzen und Bedeutung einer Technologie zu hinterfragen und möglicherweise auch Regeln für den Gebrauch zu finden. 

Teilweise gibt uns die heutige Technik die Möglichkeit, Dinge zu entwickeln, welche wir trotz allem nicht nutzen. Glaubt man Alain Veuve (Unternehmer & Advisor im Internet Umfeld, schreibt über den technologischen Fortschritt und dessen Wechselwirkung auf Business und Gesellschaft.), haben wir bereits die Möglichkeit, fliegende Autos zu produzieren, aber bislang sah niemand den Nutzen für den Menschen darin. Oder es gäbe die Möglichkeit der Zeugung und Reifung eines Menschen in einem künstlichen Uterus (Ektogenese), doch wir haben uns auf Grund unserer ethischen Werte dagegen entschieden, diese Möglichkeit zu nutzen. 

Die Frage danach, wieviel Technologie in unserem Leben für uns noch ethisch vertretbar ist, muss natürlich jeder für sich ganz individuell beantworten. Aber ein Beispiel, das Alain Veuve in seinem Blog heranzieht, ist wunderbar einleuchtend und zeigt uns selbst auf, wie schnell sich unsere Meinung in diesem Bereich wandeln kann.   

Stellen Sie sich vor Sie, lehnen eine Technologie (z. Bsp. Genmanipulation) aufs Entschiedenste ab. Sie sind gegen alles was mit dieser Technologie gemacht wird. Nun erkrankt Ihr Kind an einer tödlichen Krankheit. Das einzige was hilft ist ein Medikament, das sich bereits der Gentechnik bedient. Wie entscheiden Sie sich? Alain Veuve

Sein Fazit trifft den Nagel auf den Kopf: „Ich denke, die Brutalität des Lebens ist einer der Haupttreiber warum wir unsere Ethischen Konzepte und unsere Werte auch im Laufe eines Lebens schnell verwerfen. Es muss sich nur entsprechend lohnen.  Alain Veuve

Doch genau wie sich die Technologie unaufhaltsam weiterentwickelt, so verändern sich auch die Wertvorstellungen der Gesellschaft von Generation zu Generation. Und aller Wissenschaft zum Trotz ist Technologie durch ihr Einflüsse auf die Gesellschaft, Kultur und unser persönliches Leben ein emotionales Thema. Es bleibt spannend, wie sich unsere Welt durch technische Errungenschaften weiterentwickeln und verändern wird, wie wir diesen Wandel wahrnehmen und für uns nutzen werden.